Grosser Bruder: Wieder einmal besuche ich meinen Bruder. Bei Frühlingstemperaturen fahren wir los und erleben dann eine windige, neblige Fahrt, werden von Graupel überrascht und kommen im Winter in Gais an. Brrr… mindestens 7 Grad Unterschied. Ich schlüpfe in meine mitgenommene Herbstjacke und bin froh, dass ich auch noch Kappe und Schal dabeihabe. Den Reissverschluss der Jacke ziehe ich bis zum letzten Zähnchen zu. Schnell zum Haus. «Hallo», ein freudiges Wiedersehen und in der warmen Stube trinken wir gemeinsam eine Tasse Tee. Dann führen wir Stefan noch aus und so heisst es auch für ihn, sich warm anzuziehen. Er kann in seine Winterjacke schlüpfen und er knöpft sie in der oberen Hälfte zu. Als wir aus dem Auto steigen, um einige Schritte an der Sitter entlang zu flanieren, gehe ich auf ihn zu, öffne die zwei Knöpfe und sage ihm: «komm, jetzt ist es besser, wenn der Reissverschluss und somit die Jacke ganz zu ist». Also gesagt und schon für ihn erledigt. Hand in Hand setzen wir den Spaziergang fort und geniessen das Zusammensein. Wir bleiben stehen und Stefan dreht sich zu mir um, öffnet meinen Reissverschluss und schliesst ihn wieder, ohne ein Wort zu sagen. Verschmitzt lacht er mich an und macht es nochmal. Ich spüre seine Botschaft: «Hast du es gerne, wenn ich einfach an deiner Jacke herumfummle?» Jetzt schmunzle ich vor mich hin. Wie tief sitzen doch die altbekannten Muster. Wie schnell vergesse ich, dass ich einen grossen Bruder habe und er die Jacke selber schliessen kann!